Ich mache gerade einen Kurs und wurde vor die Aufgabe gestellt, einen Tag lang Gott auf eine Art zu suchen, die mir überhaupt nicht liegt. Wir ticken ja alle total unterschiedlich und haben je nach Typ unsere Vorlieben, welche Ausdrucksform wir wählen, um Gott näher zu kommen. Die einen spüren Gott im Tanz und Lobpreis, andere brauchen die Stille und Einsamkeit, einige nähern sich Gott intellektuell, wieder andere erleben Gott in der Natur, und einige brauchen Symbole und Liturgien.
Ich füllte einen Fragebogen aus. Die mit Abstand höchste Punktzahl bekam bei mir der Natur-Typ, während die absolut niedrigste Punktzahl der sinnliche Typ bekam, der Gott mit allen Sinnen erfassen und seine Herrlichkeit sehen, riechen, hören, schmecken und fühlen muss, der sich z.B. durch Gemälde, Architektur, Düfte (wie z.B. Weihrauch), Geräusche und Liturgien am besten anregen lässt. Ich überlegte mir, wo ich versuchen könnte, Gott einen Tag lang auf diese mir fremde Weise zu suchen – und kam aufs Kloster Einsiedeln! „Wer weiß, vielleicht begegnet mir Gott genau da, wo ich es niemals erwartet hätte“, dachte ich, auch wenn ich mir ehrlich gesagt nicht viel von diesem Klosterbesuch erhoffte. Nun denn, ich hatte gesagt, ich würde mich darauf einlassen, also tat ich es. Am 23.Juni, um genau zu sein.
Als erstes besuche ich die Klosterkirche. Draußen brennt die Sonne, und Bagger dröhnen, da sie gerade den Platz vor dem Kloster umgestalten. Doch sobald ich die Klosterkirche betrete, verstummt der Lärm der Welt. Es ist kühl, ruhig und tatsächlich irgendwie würdevoll. Kerzen brennen in einer Ecke. Die Menschen sitzen andächtig und schweigend auf Bänken, beten und scheinen in sich selbst versunken. Mein Blick gleitet automatisch nach oben zu den Fresken an der Decke. Ich lasse alles auf mich wirken, die vielen Engel und Heiligen und Reliquien und Kerzen und lateinischen Gravuren und das viele Gold. Doch ich muss sagen: Außer den Fresken empfinde ich den ganzen Prunk, das ganze Gold und die ganzen Skulpturen von Maria und von Jesus mit verklärtem Blick als verstörend.
In der Mitte der Kirche gibt es sogar eine schwarze Kapelle, in der die berühmte schwarze Madonna mit goldener Krone thront, und die Leute knien vor ihr und beten. Ich hatte mir vorgenommen, mir viel Zeit zu lassen, um alles eingehend zu begutachten, aber ich halte es nicht länger aus und muss an die frische Luft. Ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich hier Jesus begegnen soll! Mir ist bewusst, dass es viele gibt, die durch all die Schnörkel und all den Prunk Gottes Heiligkeit spüren. Aber für mich fühlt sich das alles leer, hohl, kalt und tot an. Es ist einfach nicht meine Welt.
Ist mein Experiment schon nach nur einer Stunde gescheitert? „Nun, vielleicht kann ich ja später dem Abendgebet, das von den Mönchen gesungen wird, etwas abgewinnen und Gott darin sehen“, überlege ich und geh zum Eisstand, um mir ein Vanille-Softeis zu kaufen. Der Verkäufer ist total aufgestellt, und das kurze, witzige Gespräch mit ihm heitert mich wieder auf und hat definitiv mehr Leben in sich als die steinerne Jesusstatue im Seitenflügel der Kirche, wo man eine Kerze für 2.50 SFr anzünden kann.
Ich genieße das Eis und überlege, womit ich die Zeit bis zum Abendgebet totschlagen soll. Ich habe von zwei Museen gelesen, eines, das die Geburt und ein zweites, das die Kreuzigung von Jesus darstellt. Das wäre vielleicht tatsächlich noch spannend sich anzusehen. Also gehe ich hin.
Das erste Museum ist das Diorama. Es zeigt die weltgrösste Krippe mit 450 handgeschnitzten Figuren vor einem 30m langen gemalten Hintergrund. Ich betrete den verdunkelten Raum, lausche der klassischen Musik, die sanft erklingt und betrachte die gedämpft beleuchtete Ausstellung. Mein Blick bleibt an der Krippe hängen. Und da geschieht es. Völlig unerwartet laufen mir die Tränen übers Gesicht, als mir bewusst wird: Jesus, der Sohn Gottes, hat die Herrlichkeit des Himmels verlassen und ist als kleines Kind in einem Stall zur Welt gekommen! Um uns zu retten! Gottes Gegenwart ist auf einmal so krass spürbar. Seine Liebe, die ihn dazu trieb, Mensch zu werden, durchdringt warm mein Herz, während ich mir die liebevoll geschnitzten Figuren ansehe und die unglaublich detaillierte und plastische Landschaft, die mit der gemalten Kulisse von Bethlehem verschmilzt. Es ist überwältigend! Ich empfinde eine tiefe Ehrfurcht vor dem, was Gott für mich getan hat. Hier, in diesem schlichten, dunklen Raum begegnet mir Gott, und es haut mich schier um, selbst jetzt noch, wenn ich davon schreibe.
Das zweite Museum ist ein Rundgemälde von 100m Länge und 10m Höhe und zeigt die Stadt Jerusalem und die Kreuzigungsszene. Man hat das Gefühl, man wäre mittendrin im Geschehen. Es ist eindrücklich. Aber so gepackt wie die Krippe hat es mich nicht. Auch der Abendgesang der Mönche, dem ich später in der Klosterkirche beiwohne, dringt nicht wirklich zu mir durch. Und dennoch bin ich innerlich immer noch so bewegt und fühle mich unglaublich gesegnet.
Was ich nie gedacht hätte, ist eingetroffen: Heute ist mir Jesus begegnet, nicht im Prunk und der Pracht der Klosterkirche, selbst nicht im gesungenen Abendsegen der Mönche – sondern in der schäbigen Futterkrippe im Stall. Was für ein Erlebnis! Ich werde es immer in meinem Herzen tragen.
Leben kehrt zurück!
Nachdem die Welt durch die Corona-Krise gefühlt über drei Monate stillgestanden ist, kehrt allmählich wieder Normalität ein. Endlich! Endlich konnte sich Heartbeat wieder treffen. Danach haben sich alle so sehr gesehnt. Wenn etwas für so lange wegfällt – oder ganz ausfällt wie die Fireschool – merkt man erst, wieviel einem etwas bedeutet.
Sommercamps
Vom 10.-14. August wird unser Schreib & Songwriting Camp stattfinden! Es ist das erste Mal seit acht Jahren, dass ich wieder ein solches Camp durchführe. Wir haben 14 Teilnehmer von 13 bis 65 (!) und ich freue mich total auf diese Woche. Gleich anschliessend werden wir das Fireweekend haben. Das ist einfach immer eine total gesegnete Zeit, die allen gut tut.
Tournee
Im August wird meine Biografie „Kämpferseele“ auf den Markt kommen! Ich werde nächstes Mal etwas ausführlicher davon erzählen. (Bin schon ein wenig nervös darauf, wie es bei den Lesern ankommt. Über andere zu schreiben ist bei weitem einfacher, das könnt ihr mir glauben!) Jedenfalls werde ich im Herbst/Winter nun zum ersten Mal mit meiner eigenen Geschichte auf Tournee gehen. Vielleicht wäre das ja ein Event für deine Gemeinde? Dann lade mich einfach ein. Ich würde sehr gerne zu euch kommen, und die Organisation ist gar nicht mal so schwierig, wie du vielleicht denkst. Schreib uns einfach eine Email!
Spenden
Wie immer an dieser Stelle ein herzliches Danke an alle, die Open Arms unterstützen. Gerade durch die Corona-Zeit wurde mir wieder total bewusst, für wieviele Menschen unsere Dienste ein Segen sind, für die Heartbeatler, denen Heartbeat ein Anker ist, um nicht die Orientierung im Leben zu verlieren, für die Bewohner der Wohnfamilie Destiny, die gemeinsam die Herausforderungen des Lebens meistern und von denen Simi kürzlich sagte, er wüsste nicht, wo er heute ohne Open Arms wäre. Oder dann auch für die vielen, die sich jeden Sonntag in die Internet-Church einklicken und mir immer wieder schreiben, wie gut ihnen die wöchentlichen Botschaften tun. Es sind Menschen wie du und ich, die diese Dienste ermöglichen. Ohne dich ginge das nicht. Darum danke für alles, was du gegeben hast und danke für jede zukünftige Spende. Sie hilft wirklich mit, Leben zu retten und Hoffnung zu streuen, überall auf der Welt. Danke, dass du ein Teil dieser großartigen Arbeit bist.
Euch allen einen schönen Sommer!
Mit Power & Love
Damaris Kofmehl